Der Soziologe und studierte Psychologe Heinz Bude war 2020 an der Entstehung des berüchtigten Angststrategiepapiers des Bundesinnenministeriums beteiligt. Auf Anforderung von Staatssekretär Markus Kerber erarbeiteten die Experten ein Horrorszenario, damit auf dessen Basis „Maßnahmen präventiver und repressiver Natur geplant werden“ konnten. Dieses Horrorszenario von über einer Million Covid-Toten ohne drastische Maßnahmen sorgte unter anderem dafür, dass die Ministerpräsidenten der Länder der Lockdown Strategie, die in keinem Pandemieplan enthalten war, ohne Widerstand zustimmten.
Das Papier propagierte eine Strategie der Angsterzeugung, um die Bevölkerung gefügig zu machen, mit folgender Beispielbotschaft:
„Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. (…) Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“
So wurde dann von Seiten der Politik und der regierungsnahen Medien tatsächlich verfahren.
In einer Veranstaltung der Universität Graz mit dem Titel: „“Gesellschaft im Ausnahmezustand – Was lernen wir aus der Coronakrise?“ am 24. Januar plauderte Bude selbstgefällig „aus dem Nähkästchen“, wie er es nannte. Er sagte:
„Wir hatten zehn Tage Zeit, das Corona-Kabinett mit einem Ratschlag zu versorgen. (…) Es war kein Virologe in dem Gremium. (…) Markus Kerber hat mich angerufen und mir gesagt: „Wir brauchen Sie als Soziologen. Wir brauchen jemand, der die Pandemie als Totalereignis in den Griff bekommt. (29min)
Und noch einmal aus dem Nähkästchen geplaudert. Wir haben gesagt, wir mussten ein Modell finden, um Folgebereitschaft herzustellen, das so ein bisschen wissenschaftsähnlich ist. Und das war diese Formel Flatten the curve. Wie können wir die Leute überzeugen mitzutun? Wir sagen denen, …(unverständlich) das sieht so nach Wissenschaft aus. Man sagt: ‚Wenn Ihr schön diszipliniert seid, könnt Ihr die Kurve verändern. (…) Wir fanden das irgendwie toll, dass man noch so ein Quasi-Wissenschaftsargument (hatte), Also das ist, glaube ich jetzt, ein ganz wichtiger Punkt: Meiner Ansicht nach laufen wir auf wieder singuläre Krisen absehbar hinaus. (Unverständlich). Nehmen wir nur Extremwetterereignisse. (1h:17)
Singuläre Krisen, die ich vor Augen sehe, werden damit zu tun haben, dass man auf individuelles Verhalten zugreifen muss. (…) Wir werden mit Situationen vermehrt zu tun haben in der Zukunft, solcher Art von Krisen, die individuelle Verhaltensänderungen verlangen, wenn man den Krisen als Gesellschaft in kollektiver Handlungsfähigkeit standhalten will. Und das ist das entscheidende Argument: Können wir das überhaupt in einer modernden liberalen Gesellschaft? Geht das eigentlich? Und muss man da nicht hinterrücks ganz furchtbare Dinge, wie Angstkommunikation, also sozialpsycholgische Dinge benutzen, um solche Arten von Folgebereitschaften zur Veränderung von indidivuellem Verhalten vorzunehmen. (1h:22)
Müssen wir vielleicht nochmal neu – also ich – über den Status von bürgerlichen Freiheitsrechten nachdenken, in Bezug auf politische Beteiligungsrechte und soziale Wohlfahrtsrechte. (…) Die rechten Kräfte haben es insofern leicht, als sie sich auf die bürgerlichen Freiheitsrechte berufen können, in ihrer Systemfeindschaft. (1h:43)“
Die beiden mittleren Passagen finden sich auch kompakt in einer dreiminütigen Zusammenstellung von Videoauszügen. Die Zeitangaben beziehen sich auf die komplette Videoaufzeichnung der Veranstaltung.
Verhaltensmanipulation statt Demokratie
Budes Annahme ist Krise als Dauerzustand. Und das passende Instrument um Folgebereitschaft zu erzeugen, ist Verhaltensmanipulation per Sozialpsychologie und Angstkommunikation. Er räumt freimütig ein, dass das mindestens an die Grenze dessen führt, was man noch als liberale Gesellschaft bezeichnen kann.
Krise als Dauerzustand hat schon am 13. März 2022 Gesundheitsminister Karl Lauterbach angekündigt. Er sagte in einem Gespräch auf Radio 1 (Video) aus Anlass der Veröffentlichung seines anti-aufklärerischen Buches voller angeblicher wissenschaftlicher „Wahrheiten“ („Das Überleben der Menschheit ist in Gefahr“):
„Wir kommen jetzt in eine Phase hinein, wo der Ausnahmezustand die Normalität sein wird. Wir werden ab jetzt immer im Ausnahmezustand sein.“
Es wäre verfehlt, Bude als eitlen Büttel der Mächtigen und Lauterbach als habituell lügenden Schwätzer abzutun. Sie haben vielmehr beide aufgrund ihrer Geltungssucht eine Strategie offenbart, über die ansonsten nie so offen gesprochen wird, eine Strategie, die aus allem eine existenzielle Bedrohung macht, um dann mit Angstkommunikation und Sozialpsychologie die Bevölkerung dorthin lenken zu können, wo man sie haben will.
Die WHO setzt voll auf Sozialpsychologie und auf Angsterzeugung. Ihr Gerneralsekretär hat das Nichtereignis Affenpocken zum globalen Gesundheitsnotstand erklärt. Die Weltgesundheitsversammlung hat ein Manifest angenommen, mit dem sich die WHO-Mitglieder verpflichten, die Verhaltenswissenschaften stärker zu nutzen und in die staatlichen Strukturen zu integrieren.
In Deutschland wurden ein ganzer Strauß von sozialpsychologischen Projekten und Instituten angeschoben, die dabei helfen sollen das Denken und Handeln der Bevölkerung unmerklich zu manipulieren.
Beispiele für aggressive Angstkommunikation, selbst mit der Zielgruppe Kinder gibt es auch nach Ende der Covid-Pandemie genügend, So lässt der WDR in seiner App für den Schulunterricht die Erde brennen und wirbt dafür so:
„Die WDR Klima App macht’s mit modernster Technik möglich. Dank Augmented Reality [computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung; N.H.] stehen Schüler:innen im Klassenzimmer plötzlich mitten in einem brennenden Wald in Gummersbach oder sehen um sich herum Wassermassen der Flut im Ahrtal.“
In einer Handreichung des Senders wird eine alarmistische Wortwahl empfohlen. Statt objektiver Begriffe wie Erderwärmung und Klimawandel sollen alle gut und edel Gesinnten dramatisierende Begriffe wie Erderhitzung und Klimakrise nutzen, so wie es auch die öffentlich-rechtlichen Journalisten einhellig tun.
Der vor kurzem federführend von den Regierungen Deutschlands und Namibias verfasste Nullentwurf für einen „Zukunftspakt“ der auf dem unseligen UN-Zukunftsgipfel dieses Jahr verabschiedet werden soll, leitet ein mit:
„Wir befinden uns in einer Zeit akuter globaler Bedrohung. Überall auf der Welt leiden die Menschen unter den Folgen von Armut, Hunger, Ungleichheit, bewaffneten Konflikten, Gewalt, Vertreibung, Terrorismus, Klimawandel, Krankheiten und den negativen Auswirkungen der Technologie. Die Menschheit ist mit einer Reihe von potenziell katastrophalen und existenziellen Risiken konfrontiert.“
Ausstiegsprogramm für Angstschürer
Auf die Gefahr hin, das Ganze zu sehr ins Lächerliche zu ziehen, wo es nicht hingehört: Das Niedersächsische Justizministerium bietet Menschen, die wie hier für Annalena Baerbock im Außenministierium oder als Journalisten für ihren öffentlich-rechtlichen Sender Ängste schüren sollen, mit dem Ausstiegsprogramm „ent-täuscht“ einen Ausweg. In den Worten der Justizministerin:
„Es werden Fake-News verbreitet, Ängste geschürt und die Betroffenen verlassen nicht selten den demokratischen Pfad. Umso wichtiger ist es, ihnen eine Perspektive zu bieten und sie auf dem Weg zurück in die Realität zu begleiten und zu unterstützen. Das Angebot von „ent-täuscht“ richtet sich an Menschen, die aus diesem Umfeld aussteigen wollen.“
Was sagt Bude zu meinen Thesen?
Ich habe Bude nicht gefragt, denn die absehbare Antwort hat er in einem älteren Interview mit Pionieer und jetzt in Graz schon vorempfunden. Eine seiner Lehren aus der Corona-Krise war laut seinem Eingangsstatement in Graz:
„Ich habe den Irrsinn unserer Gesellschaft unterschätzt. Ich habe, man kann es auch positiver sagen, die Einbildungskraft der Leute (unterschätzt). (…) Es gibt da viel Verrücktheiten. Moderne Gesellschaften tun gut daran, sich diesem Problem zu stellen, wie man Irrsinn absorbieren kann, ohne ihn sozusagen zu neutralisieren. Was macht man mit dem Irrsinn der Leute? Man kann ihnen nicht ausreden und sagen „Es ist alles Unsinn, was er sagt“. Das hilft nichts, da glauben Sie noch mehr daran.“
Im Dezember 2021 hatte er das im Interview mit Pioneer noch etwas drastischer ausgedrückt:
„Ich würde es jetzt jedem politisch empfehlen: Klare Kante, klare Richtung. Impfgegner müssen fühlbar Nachteile haben. Und im Grunde, in gewisser Weise, kann man sich nicht länger mit denen beschäftigen. Das ist so. Die kann man nicht nach Madagaskar verfrachten. Was soll man machen?“
Die von ihm empfohlene Diskriminierung Impfunwilliger, die danach massiv stattfand, war für ihn also ein Ersatz dafür, dass man diese Menschen ja (leider) nicht „nach Madagaskar verfrachten“ konnte. Man darf davon ausgehen, dass er Madagaskar nicht zufällig als Zielland wählte, sondern in Anspielung auf den sogenannten „Madagaskar-Plan“. Das war ein von den Nazis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig verfolgter Plan, Millionen europäische Juden auf die französische Inselkolonie Madagaskar zu deportieren. Anders als bei der Berichterstattung über das rechte Treffen in Potsdam, die den Madagaskar-Plan prominent erwähnt, obwohl in Potsdam niemand Madagaskar sagte, war Budes Anlehnung an Nazi-Methoden damals für Correctiv oder generell für die etablierten Medien kein Thema. Diese radikale Beseitigungsfantasie ging schließlich gegen Impfunwillige, also gegen rechts.
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